Ein Kameramann bei der Arbeit

Streaming und Händeschütteln

Magazin
7 min

Streaming und Händeschütteln

Sie scheinen sich gegenseitig auszuschließen, und doch gibt es zwei Faktoren, die die Veranstaltungsbranche nach Corona noch stärker prägen werden: Ohne virtuelle Angebote werden Kongresse und Messen künftig kaum bestehen können. Aber Menschen wollen sich weiterhin persönlich begegnen – dringender denn je.

Für Messe- und Kongressgesellschaften bedeutet dies, das Beste aus zwei Welten künftig noch stärker zu idealen hybriden Veranstaltungen zu verbinden. Die Hamburg Messe und Congress (HMC) baut auch deshalb seit Jahren ihr digitales Angebot beständig aus. So haben HMC-Technikerinnen und -Techniker die Zeit der Lockdowns unter anderem genutzt, um sich im Bereich der Videotechnik und des Streamens weiterzubilden, haben experimentiert, ausprobiert und verworfen, während gleichzeitig an anderen Stellen daran gefeilt wurde und wird, Präsenzveranstaltungen zu unvergesslichen Erlebnissen zu machen.

Wichtig bleibt, das eine zu tun, ohne das andere zu lassen.

Der Eingang Mitte der Hamburg Messe voller Menschen von oben
Ein Tonstudio mit vielen Bildschirmen während der Internorga

Der Wert von Präsenz: Branche feiert Wiedersehen auf der INTERNORGA

Seit mehr als 100 Jahren ist die Stadt Hamburg die Heimat der INTERNORGA. Die Messe wurde im Jahr 1921 das erste Mal als „Frühjahrsmesse für den gesamten Bedarf von Hotel-, Restaurations-, Café- und Großküchenbetrieben“ auf dem Gelände des Zoologischen Gartens – dem heutigen Planten un Blomen – durchgeführt und hat danach schnell ihren Status als internationale Leitmesse des gesamten Außer-Haus-Markts und Trendschmiede für neue Impulse gefestigt. Hier wurden im Laufe der Jahre die ersten Convenience-Produkte, die ersten Teflonpfannen, die ersten Gasgrills und auch die ersten Insektenburger vorgestellt.

Heute hat die INTERNORGA, die als einzige internationale Fachmesse für Gastronomie und Hotellerie in Deutschland vom Verband der Deutschen Messewirtschaft (AUMA) klassifiziert wurde, längst einen festen Platz im Veranstaltungskalender der zuletzt aufgrund von Corona stark gebeutelten Branche. Das hundertjährige Jubiläum im Berichtsjahr konnte pandemiebedingt leider nicht so wie ursprünglich geplant im Rahmen einer Präsenzmesse auf dem Hamburger Messegelände gefeiert werden. Doch Krisen machen bekanntlich erfinderisch. Und so fand vom 15. bis 17. März 2021 die International Digital Food Services Expo (IDX_FS) powered by INTERNORGA als rein digitale Online-Messe statt.

Ein lachender Mann hinter einem Messestand mit der Aufschrift Super Soda
2021 digital, 2022 wieder in Präsenz – die INTERNORGA.
Street Food Market auf dem Messeplatz
Foodtrucks auf dem Messeplatz sind Teil des Messeerlebnisses INTERNORGA

Um den Akteuren aus Gastronomie, Hotellerie, Bäckereien und Konditoreien einen virtuellen Treffpunkt für den Austausch und das Netzwerken zu ermöglichen, schlossen sich die Macher der INTERNORGA für die Organisation des neuartigen Events mit dem Institute of Culinary Art und dem Veranstaltungsunternehmen IDX Events zusammen. Neben einer innovativen virtuellen Ausstellerplattform präsentierte die IDX_FS Expo auf drei Live-Stages aus Hamburg und Köln hochkarätige Referentinnen und Referenten, Wettbewerbe, Preisverleihungen wie den INTERNORGA Zukunftspreis und den Deutschen Gastro-Gründerpreis sowie neue Formate. Zudem fand zum ersten Mal in seiner Geschichte auch der größte Branchenkongress, das Internationale Foodservice-Forum, digital statt. In Zeiten anhaltender Unsicherheit haben sämtliche Events zu neuen Denkanstößen geführt und die Digitalisierung erheblich beschleunigt – ein ganz neuer Blick über den Tellerrand, der Mut gemacht hat!

Trotz des Erfolgs der IDX_FS Expo konnten die Akteure der Branche es kaum erwarten, sich endlich wieder persönlich auf der INTERNORGA in Hamburg zu begegnen und auszutauschen. Nach insgesamt drei Jahren Abstinenz hat die INTERNORGA vom 30. April bis 4. Mai 2022 ein großartiges Wiedersehen und einen erfolgreichen Restart in den Hamburger Messehallen erlebt. Dabei hat sich erneut gezeigt, dass die Begegnung mit Menschen, der Austausch und das Netzwerken sich nur teilweise und – wenig überraschend – das Testen, Schmecken und Fühlen sich gar nicht digitalisieren lassen. Präsenz bleibt in dieser sensorischen Branche ein Muss.

Das begleitende Kongressprogramm im CCH und im Saal Chicago begeisterte knapp 2.000 Teilnehmende. Wissenschaftlerinnen, Berater und Fachleute der Branche referierten beim 40. Internationalen Foodservice-Forum sowie beim Branchentag für die Gemeinschaftsgastronomie. Sie lieferten den Entscheiderinnen und Entscheidern wertvolle Einblicke und neue Impulse für die Branche des sich rasant wandelnden Außer-Haus-Marktes. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Zeiten im Hospitality-Bereich nach wie vor herausfordernd sind: von gestörten Lieferketten über steigende Einkaufspreise bis zum Personalmangel. Umso wichtiger war das positive Signal, das die INTERNORGA 2022 für die Branche gesendet hat.

Mehrere Köche kochen auf der Internorga
Gedeckter Tisch mit Weingläsern
Wenn es ums Testen, Schmecken, Fühlen geht, ist Präsenz ein Muss

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